Saw Studio ist ein echter Aussenseiter und das Programm wird auch in fast keinem DAW Vergleich mehr gelistet. Saw Studio kam um die 2000er Jahre auf dem Markt und wurde damals von Bob Lentini entwickelt. Es gibt lediglich eine Windows Version, SawStudio kann aber unter Mac-Fusion in einer Windows Emulation betrieben werden.
Gibt es hier nicht. Das Programm ist ein Multitrack Mixing Device und darin ist es besser als alle Programme die ich sonst kennengelernt habe. Durch den MidiWorkshop den man zusätzlich installieren kann gibt es MidiSpuren die zum Audio parallel laufen. Im Gegensatz zu herkömmlichen Programmen sind die Midispuren offen, d.h. es gibt keine Regions sondern man kann direkt mit der Maus im Midi Änderungen vornehmen ohne erst eine Midi-Region durch Doppelklick zu öffen. Das fand ich eine sehr praktische Idee vor allem wenn es um größere Orchester Arrangents geht. VST2 wird als Standard akzeptiert, Kontakt5 in einer alten Windows Version lief problemlos.
Nope! Es gibt Audio Slipping aber kein Elastic-Audio. Nach Aussage des Herstellers führt AudioWarping und Stretching immer zu einer schlechteren Audioqualität. Das Ergebnis der Mixe die ich mit diesem Programm gemacht spricht jedenfalls dafür. Crossblenden sind integriert , das Knacksen an Audioübergängen bleibt einem also erspart wenn man schneidet. Geschnitten wird das Audio per se an der Nullstelle der Transiente.
Der Workflow ist wahrscheinlich neben dem Sound beim Mixen das herausstechendste Merkmal von Saw-Studio. Mit dem Mousewheel kann man sehr schnell ein- und auszoomen. Man kann mitten ins Arrangement klicken und dadurch den Song-Position-Pointer setzen. Dazu muss man in Cubase,Logic, Reason immer wieder in den oberen Teil des Arrangement-Windows klicken. Das verschwendet viele Mousekilometer die man auf dem Bildschirm zurücklegen muss.
Saw Studio verfügt über Batch Conversion, d.h. wenn man aus einem live Konzert einzelne Songs herausbouncen möchte, kann man Bereiche festlegen und die Bereiche als Songs herausbouncen, ein Luxus den sonst nur Reaper bietet. Fällt einem später auf , dass die Bassdrum z.B. insgesamt zu leise ist, öffnet man das Arrangement wieder ,justiert die Lautstärke nach, drückt auf Mixdown und die 10 Songs werden erneut , diesmal mit lauterer Bassdrum gerendert.
Saw Studio hat in dem Mixer fest eingebaute Effekte. Reverb, Delay, Compression, EQ . Alle Effekte klingen richtig gut. Es sind eigentlich die besten, die ich in der digitalen Welt gehört habe. Das Programm zwingt einen durch den Workflow schnell zu einem sehr guten Ergebnis zu kommen. Meine Einstellungen für Gesang waren z.B. immer gleich. Ein bisschen Compressor auf die Stimme, das EQBand von 3-5kz ein bisschen anheben , ein bisschen Aux-send in den Hallweg und – fertig. Mehr konnte man nicht tun und – mehr musste man auch nicht tun.
Das Programm ist für AudioTracking ausgelegt. Primäres Ziel ist es eine Aufnahmesituation wie zu analogen Zeiten nachzubilden. Nur das man schneller spulen kann. Wenn man mit einer von den alten RME Soundkarten arbeitet (RME Hammerfall z.B.) , bekommt man sehr gute Latenzen mit denen man live durch die Software arbeiten kann. Tatsächlich wird SAW Studio aufgrund der Tatsache, dass es vor allen anderen DAWs über die Möglichkeit verfügte remote Mixing über TCP/IP zu machen auch live als Mixer und Mitschneideconsole genutzt.
Der Sound einer DAW ist immer ein heikles Thema. Mancheiner verbittet sich jede Diskussion darüber, der Andere ist sicher, dass es Qualitätsunterschiede gibt. Ich kann für mich nur sagen, dass es technisch vielleicht keine Unterschiede gibt, im Endergebnis des Mixes aber sehr wohl ein Unterschied hörbar ist. Ich gehe davon aus , dass verschiedene DAWs für verschiedene Menschen eben zu verschiedenen Ergebnisses führen. Sei es durch die Arbeitsweise oder anderere Faktoren. Ich habe meine besten Mixe immer mit SawStudio gemacht. Das Programm zwingt den Benutzer dazu Entscheidungen zu treffen ähnlich wie an einem Mischpult. Mir liegt diese Art von Workflow sehr, weil er zügig zu guten Ergebnissen führt.
SawStudio ist nichts für Soundtüftler oder Elektro-Synthie-Fans. Es ist eher für die klassische Aufnahmesituation einer Band im Studio ausgelegt oder auch für den Live-Mix Bereich. Dafür ist es aber in diesem Bereich sowohl vom Workflow als auch von der Soundqualität führend vor den anderen Programmen.
Kleine Ergänzung noch am Schluss: diese Software ist im Preis extrem runtergegangen, wer also noch den alten Preis von 2000.- Euro im Kopf hat, der kann sich auf der Herstellerseite die neuen Preise anschauen. SAW Studio liegt jetzt bei 300,-Euro im Online Shop.
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